Montag, 9. Januar 2006

Liebe und Zen

Am Valentinstag diskutierte eine Gruppe von Zen-Schülern darüber, ob Liebe und Zen zusammenpassen.
„Natürlich nicht!“, war sich ein Schüler sicher, „das weiß doch jeder: Liebe macht blind.“
Der Meister hörte das. Es sagte dem Schüler: „Liebe macht nicht blind. Im Gegenteil: Nichts auf der Welt ist klarsichtiger als Liebe. Jemanden anhaften, das macht blind. Nicht die Liebe.“
„Was bedeutet das - jemandem anhaften?“, fragte ein Schüler, der noch neu war.
„Ihn oder sie zu umklammern in der falschen Annahme, dass ich ihn oder sie brauche, um glücklich zu sein.“
„Das ist interessant!“, sagte der neue Schüler, „Im Westen gehen wir davon aus, dass es zur Liebe gehört, am anderen zu hängen. Wie kannst du behaupten, du liebst jemanden, wenn du nicht an ihm oder ihr hängst?“
„Ah“, antwortete der Meister, „genau da liegt das Problem! Wenn du an jemanden anhaftest, wie kannst du ihn lieben? Niemand hat es je geschafft, zu lieben, wovon er abhängig ist. Wenn du wirklich lieben willst, nimm den anderen achtsam so wahr, wie er wirklich ist - und übe das Nichtanhaften.“

Kenneth Leong

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Zuletzt aktualisiert: 5. Sep, 18:06

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