Dienstag, 27. Juni 2006

Verkannte Gefahr

Du bist vom Urlaub retour, wir sitzen auf deinem Balkon;
die Zigarette in der linken, ein Glas Martini mit Olive in meiner rechten Hand.
Das Leben ist schön, denk ich.

Wir sitzen einander schräg gegenüber, du erzählst von Elba, dem Strand und der Bergtour,
wir lästern über hausinterne Machenschaften und die verwunschene Freundlwirtschaft
und klären, ohne die Volkswirtschaft vertiefen zu wollen, den Unterschied zwischen nominellem und realem BruttoInlandsProdukt.

Und dann ... auf einmal ... irgendwie und ohne Vorwarnung ...

"Ihr Name ist Anschi, aber ..."
... Pause ....
Aber was?
Die Pause zieht sich in die Länge, dehnt sich wie ein Gummiband und eh ich mich's versehe sind wir beide in ein tiefgehendes Gespräch verwickelt, debattieren Beziehungsprobleme und zerpflücken hibbelnde Schmetterlinge mit rosaroten Brillen auf, die in deinem Bauch herumtanzen.
WIR reden von "DIR und IHR" und schlagartig bekommt WIR eine neue Bedeutung.

Daher wohl auch der flüchtige Kuss zu Beginn.

Ich sei der falsche Ansprechpartner für diese Thematik, du willst mir mit seinen Aussagen nicht weh tun - da zwischen uns ja doch noch etwas ist, zu wenig für eine Beziehung, zu viel für eine Freundschaft ... und ich höre mich selbst einen Satz nach dem anderen formulieren, welche dich volée in ihre Arme treiben.

Aber es ist, wie bereits vor Monaten beschrieben:
Wesentlich ist nur, dass du glücklich bist und mir war klar, dass der Moment kommen würde, in dem dein Glück nicht in unmittelbarer Beziehung mit mir stehen würde.
Aber es ist ein Unterschied, ob man weiß, es könnte einmal, dann, irgendwann passieren oder ob man der Realität dann doch so direkt ins Auge blickt.

Mein Handy piept, Mr. Coldplay erinnert mich dankenswerterweiße an die unendlichen Wirren meines Lebens und ich denke bloß "Gott, welch Timing, welch Leben - oder doch welch göttliche Ironie!"

Du bist traurig, schweigsam, dein Blick zu Boden gerichtet, bist verwirrt und aufgewühlt;
hast so viele unsortierte Gefühle, die raus wollen aber nicht können, hast Angst, durch deinen Kopf wuseln schier zusammenhangslose Gedanken.
Szenarien des für und wider liefern einander ein sichtbares Duell.
Ich halte deine Hand; wir reden darüber.

Der Abschied; Die Umarmung scheint nicht enden zu wollen; du lässt nicht los;
Ich muss gehen; will gehen;
Zeit loszulassen;


Es ist 1 Uhr früh,
ich sitze in meinem Auto, fahre, fahre weiter, passiere das heimatliche Ortsschild, zu meiner Rechten das Postamt, dies ist meine Abzweigung, ich fahre weiter.

Finde mich selbst auf der Bundesstraße wieder, habe Angst und das Gefühl verfolgt zu werden, verriegle alle Autotüren - paranoid, ich weiß.
Regen und Scheibenwischer musizieren in einem beunruhigenden Rhythmus vor sich hin.
Doch der Takt wird schlagartig durch den harten Aufprall der Bremsklötze auf den Scheiben unterbrochen. Der Dirigent senkt seinen Taktstock, die Reifen stehen, der Regen stoppt sein Getrommel, nur die Wischer haben das Zeichen zur Pause verschlafen.

Da steh ich nun: ich, die Bundesstraße, die Dunkelheit, das Auto, der lästige Wischer mit seinem schmerzverzerrten Gequietsche über die nahezu trockenen Scheiben, im Radio "Ukraine steht im Viertelfinale" ... ich steh da und kuck ziemlich verdutzt dem kleinen suiziden Fuchs zu, der nicht von dem herrlichen Geschmack der Bodenmarkierung in der Mitte der Fahrbahn lassen kann. Er tänzelt herum, ich schau ihn an, er kuckt mich an, nimmt Auto, Scheinwerfer und mich zur Kenntnis, er schleckt weiter und ich sitze.

Mein Verstand meldet sich zu Wort: Bundesstraße, dunkel, nass, unübersichtliche Kurve, kein Parkplatz, weit und breit kein blaues Behindertenzeichen ... Doch ich bin wie gelähmt und kuck ihm nur zu. Sitze und kucke.

Momente - schwer in Zeit zu fassen - später, hupe ich, verscheuchte den hirnlosen Fuchs, der die Gefahr nicht im Ansatz erkennt, von der Fahrbahn und fahr weiter --> denn das Leben ist kein Traum und es geht weiter.

... ich liebe dich ....
- gestern, heute, morgen -
und doch müssen Dinge weiter gehen.

Nicht darüber nachdenken, einfach tun!
Der kleine Fuchs stand, ohne zu wissen, dass sein Leben an einem seidenen Faden hing und hängt, in einer göttlichen Seelenruhe auf der Fahrbahn. Er hat nicht darüber nachgedacht, nicht über gestern, nicht über morgen, nicht über mögliche Konsequenzen und Folgen ... er hat einfach nur getan, was er in diesem Moment für richtig und angebracht hielt.
Kann ihn sein Leben kosten, oder aber er kostet sein Leben aus ...
blondi2 - 28. Jun, 09:59

Bin die Strecke nochmal abgefahren, der Fuchs hat seinen jugendlichen Leichtsinn überlebt und ich werd das auch ...

blondi2 - 7. Jul, 10:27

M.S.:

hallo maus!

hab die zeilen jetzt gelesen (teilweise bekannt aus erzählung...)
was soll i sagen...

Das momentane so anzunehmen, wie es ist, ohne es zu bewerten... (die geübten buddhisten tun sich da wohl leichter...) wär vielleicht jetzt am besten...
aber wahrscheinlich is es nit so leicht... oder vielleicht gehts einfach in a paar momenten, in anderen holt uns der kopf, die erinnerungen, das erlebte, die zukunftsgedanken und vorallem das gefühl wieder ein..
du liebst ihn, er ist DEIN hase, und das wird er a immer bleiben, den "Status" wird er nie verlieren.
Ob aus dieser Sache mit der ... was wird oder nit...
Ob ihr zwei vielleicht später zueinander findet (die lebenswege durchschaut ja keiner...) oder ob ihr eine lebenslange tiefe freundschaft haben werdet.... steht wohl alles in den Sternen.

Ich nehm an, er ist momentan im absoluten gefühls-gedanken-sumpf drin... abwartend, hoffend, ängstlich... der ganze wahnsinn halt.

kann ma vorstellen, dass es seltsam is, dass im moment eine "andere" da ist...

amor.. naja, fraglich wer da wirklich die pfeile abschiesst.. (manchmal vermut ich jemanden, der weh tun möchte dahinter...) hat wohl mal ein pfeilchen abgeschossen und jetzt is es so.

hdl bussi

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